Unser Sommerurlaub führte uns dieses Jahr mal in ein anderes Dreiländereck: nach Österreich, Italien und Slowenien. Als Auftakt ging es ins österreichische Kärnten, wo ich endlich die bedeutenden Stätten der römischen Provinz Noricum sehen wollte, von denen ich in unzähligen Diplomprüfungen schon so viel gehört hatte. Wir wohnten im Mölltal in einer gemütlichen Ferienwohnung, von deren einem Balkon (es gab gleich zwei!) wir einen herrlichen Blick auf die umliegenden Berge hatten – unser Lieblingsplätzchen für einen Kaffee mit Kärntner Reindling und ein gutes Buch.
Idylle mit Bergblick auf dem Balkon unserer Ferienwohnung
Kärtner Reindling
Einen Tag widmeten wir den Römerstädten im Osten Kärntens. Wir begannen am Magdalensberg, wo sich römische Präsenz, noch bevor Noricum um 15 v. Chr. ins Römische Reich eingegliedert wurde, manifestiert. Unterhalb des Gipfels, der einen fantastischen Rundumblick bietet, entstand ein römischer Handelsstützpunkt für die Verarbeitung und den Handel mit norischem Eisen. Im Zentrum steht ein gewaltiger Tempel, den man einst von weit im Tal aus gesehen haben muß. Unter Claudius wurde die Siedlung auf dem Magdalensberg aufgegeben und im Tal am Zollfeld Virunum als neue Hauptstadt der inzwischen Provinz Noricum errichtet. Von der Stadt Virunum ist heute nur noch das etwas eigentümliche, weil merkwürdig langgestreckte und asymmetrische Amphitheater zu sehen. Was jedoch vom Reichtum und der romanitas der Bewohner zeugt, sind die zahlreichen ‘Römersteine’, die überall am Zollfeld als Spolien verbaut sind. Besonders idyllisch ist das ‘Prunnerkreuz’, eine kleine Kapelle, Ende des 17. Jhs. von einem der ersten Erforscher der Römerstadt, Johann Dominikus Prunner, errichtet. Er glaubte jedoch noch, dort die Stadt Sala lokalisieren zu können, wie auch eine Inschrift auf einem der eingemauerten Grabsteine verkündet. Mit besonders beeindruckenden Römersteinen wartet die Kirche von Maria Saal auf. An den Außenmauern sind die schönsten Stücke vermauert, aber auch im Innern ist vom Weihwasserbecken bis zum Opferstock alles Römerstein, sogar einen römischen Kindersarkophag gibt es beim Grab des Heiligen Modestus! Zuletzt fuhren wir zum Hemmaberg, wo sich ein gewaltiges Pilgerzentrum aus dem 6. Jh. erstreckt. Gleich vier große Kirchen wurden dort errichtet: eine Doppelkirchenanlage für die katholische und eine für die arianische Gemeinde, denn das Gebiet gehörte ab 493 für einige Jahrzehnte zum arianischen Ostgotenreich Theoderichs. Woher kamen all die Pilger? Heute ist es jedenfalls herrlich ruhig dort oben. Am Fuß des Berges sind in Globasnitz, dem römischen Iuenna, die Mosaiken und weitere Funde aus den Kirchen ausgestellt. Als Abschluß des langen Tages kehrten wir schließlich noch im Fischrestaurant der Familie Sicher in Tainach ein. Der Gastgarten war wie ein kleines Paradies, der Saiblingskaviar auf Saiblingscarpaccio aus eigener Zucht mit einem Hauch von Wildkräutersalat ein Gedicht – für mich das beste Gericht des ganzen Urlaubs!
Fundamente des riesigen Tempels am Magdalensberg
Gar nicht schlecht, was die auf dem Magdalensberg für Wandmalerei in der Therme hatten…
Rundumblick von der Spitze des Magdalensberg
Amphitheater von Virunum
‘Prunnerkreuz’
“Tritt ein Wanderer, hier war Sala” – neuzeitliche Inschrift auf römischem Grabstein am ‘Prunnerkreuz’
Kirche von Maria Saal
Venusaltar als Opferstock in der Kirche von Maria Saal
Mschatta in Noricum – Römerstein über dem Portal der Kirche von Maria Saal
Malwieder eine Vorliebe für mythologische Darstellungen – Schleifung Hektors
Auf dem Hemmaberg – eine der zwei arianischen Kirchen
Die katholische Doppelkirche auf dem Hemmaberg
3 Säulen des römischen Iuenna/Globasnitz vor ganz neu gebautem Märchenschloß
Mosaiken vom Hemmaberg im Museum von Globasnitz
Saiblingstraum im Restaurant Sicher – mit Abstand das Beste, was ich im ganzen Urlaub gegessen habe!
Ganz in der Nähe von unserem Domizil lag Teurnia/St. Peter in Holz. Auch dies war einst eine bedeutende Stadt, die in den letzten Jahren römischer Herrschaft sogar Virunum als Provinzhauptstadt ablöste. In der Friedhofskirche ist in einer der Seitenkapellen ein wirklich schräges Mosaik erhalten, das in seeehr provinziellen Stil einerseits altbekannte Motive, andererseits kreative Neuschöpfungen wiedergibt. Auch die Bischofskirche beeindruckte wieder mit ihrer enormen Größe. Besonders gut gefiel uns das Museum, das in einer ehemaligen Scheune untergebracht ist und wieder viele schöne Römersteine barg. Zu Teurnia gehörte wohl auch das Heiligtum auf dem Danielsberg. Dieser 966 m hohe kegelförmige Hügel erhebt sich mitten im Mölltal – prädestiniert für ein Heiligtum. Auch heute steht oben noch eine Kirche, die man schon von Weitem sieht, wenn man ins Tal hineinfährt. Ich konnte mir richtig vorstellen, wie ein Tempel an ihrer Stelle ins Tal gestrahlt haben muß. Wie eine in der Kirche vermauerte Inschrift vermuten läßt, war er Hercules geweiht. Der Aufstieg begann quasi vor unserer Haustür und war gar nicht so leicht, wie wir ihn uns vorgestellt hatten. Dafür wurden wir oben mit einem fantastischen Blick über das Mölltal, einigen schönen Römersteinen in der Kirche und einem netten Lokal belohnt.
Friedhofskirche von Teurnia
Mosaik des Ursus in der Friedhofskirche von Teurnia
Goldige Entenfamilie im Mosaik des Ursus
Nochmal Mschatta in Noricum: Römerstein im Museum von Teurnia
Schneckchen auf dem Relief
Bischofskirche von Teurnia
Jüngstes Gericht in der neuzeitlichen Kirche von Teurnia
Der Danielsberg – schon von weitem sichtbar
Aufstieg zum Danielsberg
Unterwegs
Schöne Blumen auf dem Weg
Die Inschrift zeugt von der Renovierung eines Herculestempels
Auf dem Danielsberg
Römerstein in der Kirche auf dem Danielsberg
Blick ins Mölltal und zum Millstätter See von der Spitze des Danielsbergs
Ganz ohne Römer ging es schließlich noch zum Großglockner, mit 3798 m Österreichs höchster Berg. Naja, so richtig rauf wagten wir uns dann doch nicht, sondern genossen den Blick auf seine verschneite Spitze lieber vom gegenübergelegene Schareck. Dort kann man bequem von Heiligenblut aus mit der Bergbahn bis auf etwa 2600 m Höhe hinauffahren. Oben angekommen gingen wir einen Rundwanderweg in unwirtlicher, karger, doch dadurch auch umso faszinierenderer Landschaft, vorbei an Karsthöhlen, Felsspalten und der tiefen Mauskarscharte, die man über einem ganz schmalen Grad passierte. Das Szenario war im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend!
Blick auf den gegenüber gelegenen Großglockner (die weiße Spitze) vom Schareck aus
Hinauf mit der Bergbahn…
Hinauf mit der Bergbahn
An der Mauskarscharte entlang
Die Mauskarscharte
Schmetterling auf den winzigen Blümchen
Finde den Christian…
Es gab sogar noch ein bißchen Schnee!
Felsige Landschaft
Enzian – immerhin, ein bißchen Blumenwiese gab es auch.
Wanderwegsmarkierung an einer langen Felsspalte