Von Anfang an war ich in Aachen ein großer Fan der Printen – insbesondere seitdem uns auf dem Balkon gelegentlich der Printenduft der benachbarten Printenbäckerei in die Nase stieg. Die gewürzten Honigkuchen, deren Rezept Kaiser Karl sogar mit ins Grab genommen haben soll, hat hier in Aachen fast jeder Bäcker im Repertoire. Diesen Sommer hatten wir uns die ultimative Challenge vorgenommen: wir wollten die beste Printe Aachens küren. Zu allen der um die 40 Printenbäcker (einige werden hier vorgestellt) haben wir es zwar leider nicht geschafft, da auch nicht mehr alle existieren und wir uns mehr oder weniger auf Bäcker aus dem Stadtgebiet konzentrierten. In den letzten Jahren haben wir auch solche aus Simmerath oder Monschau probiert, diese sind nun leider nicht zum Zuge gekommen. Aber immerhin aus 18 verschiedenen Bäckereien haben wir die Printen verkostet. Dazu gehörten die großen, in der Stadt omnipräsententen Anbieter wie Drouven, Kickartz, Klein, Leo, Moss, Nobis, Roderberg oder das auch überregional bekannte Lambertz. Außerdem klapperten wir zahlreiche kleinere Betriebe mit nur einer Filiale ab, nämlich van den Daele, Dahmen, Eschweiler, Esser, Wilhelm Kaussen, Lammerskötter, Mannebach, Mehlkopf, Middelberg und Simais, wobei wir so manche uns zuvor völlig unbekannte Bäckerei entdeckten.
Printen werden in allerhand Varianten angeboten, weich oder hart, mit Schokolade, Nüssen und anderen Leckereien überzogen. Wir wählten jedoch die klassische harte Kräuterprinte für unsere Verkostung, um die best mögliche Vergleichbarkeit herzustellen. Preislich rangiert eine Packung Kräuterprinten zumeist um die 3 Euro, dabei waren die Printen der Bäckerei Simais mit 3,75 Euro die teuersten im Test, die zum Kampfpreis von 1 Euro angeboteten von Lambertz die günstigsten.
Trotz der ähnlichen Rezeptur war jede Printe ein bißchen anders. Es gibt Printen, bei denen einzelne Gewürze besonders stark hervorschmecken, wie z.B. bei Drouven, Kaussen oder Moss, und andere, bei denen die Gewürze etwas ausgewogener sind. Manche Printen sind insgesamt sehr stark gewürzt, z.B. von Lammerskötter oder Nobis, während andere, wie von Dahmen, Mehlkopf, Lambertz oder Simais, eher zurückhaltend sind. Auch in der Konsistenz unterscheiden sie sich: Manche Printen sind eher weich, so bei Esser, Lambertz, Nobis oder Roderburg, andere eher hart, wie die Printen von Eschweiler, Klein oder Mehlkopf. Manche Printenbissen waren zudem beim Kauen sehr klebrig, was insbesondere bei Kaussen und Kickarzt auffiel. Optisch gab es helle (vor allem von Lambertz und Leo) und dunkle Printen (besonders von Nobis und Roderberg). Sie zeichnen sich größtenteils durch eine glatte, zum Teil aber auch durch eine eher rissige Oberfläche wie z.B. bei Drouven, Lammerskötter oder Mannebach aus. Die meisten Printen sind zudem mit einem Printenglanz aus Kartoffelstärke überzogen, nur die Printen von van den Daele und Middelberg haben eine matte Oberfläche. Außerdem unterscheiden sich die Printen in Bezug auf die Größe der charakteristischen mitgebackenen Kandisstücke. Bei einigen der Großbäckereien wie Leo und Lambertz fiel zudem auf, dass Glukose-Fruktose-Sirup und ähnliche optimierte Zutaten verwendet wurden.
Für uns war das Ergebnis des Geschmackstests am Ende überraschend: “die beste Printe” gibt es nicht! Alleine für sich gekostet schmeckte eigentlich fast jede Printe gut, erst im unmittelbaren Vergleich zeigten sich die Unterschiede. Welche Printe man dann bevorzugt, kommt auch darauf an, ob man gerade auf mehr oder weniger Gewürze Lust hat. Wir hatten außerdem erwartet, geschmacklich einen deutlichen Unterschied zwischen den Printen der großen Ketten und den Printen der weniger bekannten kleineren Bäcker auszumachen, doch auch das war nicht der Fall. Es gab allerdings einige Printen, die so langweilig schmeckten, dass wir sie nicht noch einmal kaufen würden. Überhaupt nicht überzeugen konnten uns leider die Printen von Eschweiler, Esser, Leo und Simais. Diesen Printen fehlte irgendwie der Charakter, denn sie waren geschmacklich fad und vordergründig eher süß als würzig bzw. kamen die Gewürze erst sehr spät durch.
Sehr gut geschmeckt haben uns hingegen die Printen von Klein, Lammerskötter, Mannebach und Nobis, bei denen die Gewürze besonders ausgewogen sind. Dabei sind die Printen von Klein und Mannebach etwas milder im Geschmack, diejenigen von Nobis und Lammerskötter etwas stärker gewürzt. Die Printen der Bäckerei Mannebach sind geschmacklich zunächst etwas zurückhaltend, bevor der Anisgeschmack hervortritt. Die Printen der Bäckerei Klein, die als letzte der großen Anbieter noch im Stadtzentrum backt, sind sehr hart und eher keksig (können aber, worauf die Verkäufer stets hinweisen, mithilfe eines Apfelstückchens in der Dose schön weich gemacht werden). Sie haben einen angenehmen, unaufdringlichen Geschmack und eine helle, glatte Oberfläche. Die Printen der Bäckerei Nobis, die in der Stadt wohl am meisten Präsenz zeigt, sind hingegen für eine Hartprinte sehr weich, außerdem fällt in der Zutatenliste auf, daß auch Roggenmehl verwendet wird. Die Printen der Bäckerei Lammerskötter in Burtscheid schließlich haben einen satten, ausgewogenen Kräutergeschmack und zeichnen sich durch besonders große Kandisstückchen aus. Mir schmeckten auch die Printen von Drouven ziemlich gut, allerdings ist der Geschmack weniger ausgewogen und man sollte ein Freund des Kardamons sein, der sehr stark hervortritt. Durchaus wieder kaufen würden wir auch die Kräuterprinten der Alt Aachener Kaffeestuben van den Daele, auch wenn sie streng genommen weniger Printen als gewürzte Kekse sind und tatsächlich auch in Belgien und nicht in Aachen produziert werden. Sie sind zudem deutlich kleiner als die üblichen Printen und dazu sehr hart und keksig.
Die Wahl fällt nun jedenfalls deutlich schwerer, wenn es darum geht, Aachener Printen zum Kaffee zu kaufen ;-)